
Herr Rabanus, seit 2013 vertreten Sie unseren Wahlkreis im Deutschen Bundestag. Was konnten Sie bisher für die Bürger in unserer Stadt erreichen und welche Themen lagen Ihnen besonders am Herzen?
Als SPD-Fraktion haben wir seit 2013 in der Koalition viele Projekte durchsetzen können. Wir haben den gesetzlichen Mindestlohn eingeführt, ältere Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben, bekommen pro Kind jetzt zwei statt nur einen Rentenpunkt, die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren hilft vielen Menschen in nicht-akademischen Berufen, Alleinerziehende konnten wir bei der Steuer entlasten und es fließen viele Mittel in den Bereich Bildung, wie man ja zum Beispiel auch an der Sanierung des Schulzentrums in Hahn sieht.
Dann war die Große Koalition ja ein voller Erfolg?
Zur Wahrheit gehört aber auch: All diese Projekte mussten lange gegen die CDU/CSU erkämpft werden. Wann immer es um Fortschritt im sozialen Bereich geht, steht Angela Merkel auf der Bremse. Beim Mindestlohn wollte sie unbedingt Ausnahmen für bestimmte Personen haben, die abschlagsfreie Rente gibt es nur für bestimmte Jahrgänge und so weiter. Wir konnten viele Dinge durchsetzen, die in die richtige Richtung gehen, vieles wäre aber besser und konsequenter, wenn ein Sozialdemokrat im Kanzleramt was zu sagen hätte.
Welche Themen stehen für Sie in der kommenden Wahlperiode auf der Agenda?
Wir werden die Themen und Probleme in den Fokus stellen, die unsere Bürger im Lebensalltag betreffen. Da ist die grundlose Befristung von Arbeitsverträgen, die wir als SPD abschaffen wollen. Versuchen Sie mal, mit einem befristeten Arbeitsvertrag eine Immobilienfinanzierung zu bekommen oder sich mit dem Thema zu beschäftigen, eine Familie zu gründen. Das können Sie vergessen. Frauen, die während der Kindererziehung ihre Arbeitszeit auf Teilzeit reduzieren, müssen einen gesetzlichen Anspruch haben, wieder in Vollzeit zu kommen, wenn sie das wollen. Bei den Krankenkassenbeiträgen wollen wir zurück zur fairen Fifty-Fifty Regelung: Die Hälfte zahlt der Arbeitgeber, die andere Hälfte der Arbeitnehmer. Bei der Rente will die SPD beim heutigen Rentenniveau bleiben, Merkel-Rente bedeutet ein Absinken des Rentenniveaus auf 43 Prozent.
Bei welchem Thema liegt ihr persönlicher Schwerpunkt?
Seit ich in der Politik aktiv bin, beschäftige ich mich mit dem Thema Bildung, das hat mich immer begleitet. Als Referent im Hessischen Landtag habe ich 2008 das Gesetz zur Abschaffung der Studiengebühren in Hessen geschrieben. Die Frage, welchen Bildungsabschluss ein junger Mann oder eine junge Frau in Deutschland macht, darf niemals vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Bildungseinrichtungen in Deutschland gebührenfrei besucht werden können. Das haben wir bei der Schule und der Uni bereits erreicht, jetzt müssen wir das auch bei der Kita schaffen. Ich bin froh, dass SPD-regierte Länder wie Rheinland-Pfalz oder Hamburg dort bereits Vorbild sind. In manchen Städten und Gemeinden meines Wahlkreises muss man schon überdurchschnittlich verdienen, um sich zwei Kita-Plätze leisten zu können. Die Kita soll aber da sein, damit die Eltern arbeiten gehen können. Die Eltern sollen nicht arbeiten, nur um sich die Kita leisten zu können. Ebenso werden wir den Meisterbrief kostenfrei stellen, weil es nicht sein kann, dass ein Handwerker seine Ausbildung bezahlen muss und die Akademiker kostenlos studieren können.
Am 24. September stehen 7 Kandidaten auf dem Wahlzettel. Warum sollen die Wählerinnen und Wähler bei Ihnen das Kreuz machen?
Mit der Zweitstimme kreuzt man die Partei seiner Wahl an. Die Zweitstimme entscheidet darüber, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag erhält und wer am Ende des Tages den Kanzler stellen kann. Ich werbe dafür, die Zweitstimme der SPD zu geben, weil nur eine starke SPD all die Themen durchsetzen kann, über die ich eben gesprochen habe. Unabhängig von der Parteienpräferenz kann man aber in jedem Wahlkreis mit der Erststimme den Kandidaten wählen, den man direkt in den Bundestag entsenden möchte. Und hier haben nur die beiden großen Parteien die Chance, das sogenannte Direktmandat zu erringen. Ich habe in den letzten vier Jahren leidenschaftlich dafür gearbeitet, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Ich bin viele tausend Kilometer in den 27 Städten und Gemeinden meines Wahlkreises unterwegs gewesen, weil mir auch der persönliche Kontakt sehr wichtig ist. Nebenbei bemerkt wundert es mich, wie mein CDU-Wahlkreiskonkurrent die Zeit findet, Nebeneinkünfte von offensichtlich mehreren Hunderttausend Euro zu erzielen. Wir Abgeordneten werden ordentlich bezahlt – ich konzentriere mich auf meine politische Arbeit für die Menschen in unserer Region. Und deshalb bitte ich um Ihre Stimme und Ihr Vertrauen.
Wie alle Kandidaten haben Sie auf Ihrer Internetseite diverse Kontaktmöglichkeiten – wo kann man Sie treffen, wenn man persönlich mit Ihnen reden möchte?
Ich werde bis zur Wahl natürlich jeden Tag im ganzen Wahlkreis unterwegs sein. Am 17. September freue ich mich auf den Besuch von Olaf Scholz in Taunusstein. Ab 11.15 Uhr stehen wir auf dem Marktplatz in Hahn für Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Ebenso am 21. September ab 15.00 Uhr – dann freue ich mich, dass Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles in unsere Stadt kommt. Alle weiteren Termine gibt es laufend aktuell auf meiner Internetseite.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Rabanus!
Vielen Dank!