Oestrich-Winkel

In der Mitte des Rheingaus, wo der Rhein seine breiteste Stelle erreicht, liegt das Städtchen Oestrich-Winkel. Die rund 12.000 Einwohner zählende Ortschaft ist eine junge Stadt und entstand erst im Jahre 1972 mit dem Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Mittelheim, Oestrich und Winkel und 1976 durch Eingliederung der Gemeinde Hallgarten im Rahmen der Gebietsreform.

Bis in die Jungsteinzeit lassen sich Besiedlungen nachweisen, was sicher dem milden Klima, dem fruchtbaren Boden und dem Fischreichtum des Rheins zuzuschreiben ist. Auf dem heutigen Gebiet der Stadt standen einst germanische, römische und keltische Siedlungen.

Nach einem Bericht in den Fuldaer Annalen hat der Mainzer Erzbischof Rhabanus Maurus (776 – 856), der Winkel zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort machte, hier im Jahre 850 mehr als 300 Arme gespeist und so vor dem Hungertod bewahrt. Der Stadtteil Hallgarten wurde im Jahre 1112 erstmals urkundlich erwähnt, Oestrich 1185 und Mittelheim 1292. Bis in das 13. Jahrhundert bildeten die genannten Ortsteile, ausgenommen Hallgarten, eine Einheit. Die Urgemeinde trug wahrscheinlich den Namen Winkel. Mit der Ernennung von Winkel zur eigenen Pfarrei im Jahre 1220 kann man von der Trennung der Orte ausgehen. Bis dahin war Oestrich der kirchliche Hauptsitz der Gemeinde und nur dort gab es eine Kirche.

An jedem Ort findet man reizvolle und bekannte Sehenswürdigkeiten. Mittelheim besitzt mit der romanischen Basilika Aegidius das älteste sakrale Bauwerk im Rheingau. Die Glocke im Dachreiter des spätgotischen Rathauses läutete einst die Weinlese im Rheingau ein. Neben der B42 steht der bis heute funktionstüchtige Oestricher Kran mit dem die Winzer in vergangenen Jahrhunderten die schweren Weinfässer auf Schiffe verluden. Auf dem höchsten Punkt im Rheingau steht die Hallgartener Zange. Von dort hat man einen weiten Blick in den Taunus und in das Rheintal. Die „Madonna mit der Scherbe“ in der Hallgartener Kirche ist eine der kostbarsten Schöpfungen mittelrheinischer gotischer Plastik. Sie gehörte einst der Schröterzunft, die in alten Zeiten den Wein in Fässern transportierte. Auf der Hauptstrasse in Winkel findet man das Brentanohaus sowie die gegenüberliegende Brentanoscheune, den Zehnthof, in dem früher die Steuerabgaben in Naturalien und in Geld behoben wurden. Mit dem Auto erreicht man in wenigen Minuten Schloss Vollrads, seit 1330 Stammsitz der Familie Greiffenclau. In der Nähe des Rheinufers stößt man auf das „Graue Haus“, das älteste Steinhaus Deutschlands.